Jedes Jahr im Herbst überrollt mich der Alltag. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber nach den Freiheiten des Sommers ist es für mich immer wieder eine kleine Herausforderung mich an die Regelmäßigkeit und an das Unplanbare des Alltags zu gewöhnen. Und kaum ist diese Übung gelungen, steuert alles auf Weihnachten hin, das Jahresende steht vor der Tür… Alles scheint schneller und mehr zu werden. Da hilft mir dann Slow Food für die schnelle Küche!
Gerne beschleicht mich in dieser Zeit das Gefühl, durch´s Jahr getrieben worden zu sein – auch wenn´s gar nicht stimmt und das Jahr eigentlich einfach nur wunderschön und ganz nach meinem Geschmack war!
Mir hilft dann langsamer werden. Gegen meine innere Stimme, die mir verlässlich zuruft, ich hätte keine Zeit, ich müsse noch dieses Projekt abschließen und jene Veränderung beginnen. Langsamer werden und zum Beispiel darüber nachdenken, was dieser herbstliche Trubel mit mir und meinem Kochen macht.
Was für ein spannendes Gedankenspiel!
Der Trubel macht mein Kochen schneller.
Nein, er lässt mich nicht schneller kochen, ganz im Gegenteil, ich bin beim Kochen durch meine gedanklichen to do´ s, die Kinder, die Nachrichten, Podcasts,…. so abgelenkt, dass ich länger brauche, weil ich einfach zu viel auf einmal will. Ich nehme mir immer weniger Zeit zum Kochen, erwarte von mir und meinem Kochen aber in kürzester Zeit Gerichte entstehen zu lassen, die allen schmecken, die alle zufrieden und satt machen. Natürlich soll das mit einem Minimum an Zutaten gelingen, weil ich mir zum Einkaufen auch keine mehr Zeit nehme.
Anfänglich geht das gut, doch schon bald frustriert mich das Kochen.
Niemand ist dankbar für meinen Einsatz in der Küche! Die Freundin bleibt unangerufen – es geht sich während dem Kochen heute einfach nicht aus. Dem Jüngsten schmeckt Spinat (immer noch) nicht. Vom Abendjournal hör ich nur das Wetter, weil zuerst ist das Bruzzeln in der Pfanne zu laut ist und dann der Älteste kommt und von seinem Arbeitstag erzählt. Das, was ich koche, wiederholt sich. Der Liebste kommt sowieso schon seit Tagen erst, wenn das Essen quasi schon am Tisch steht. Ja, ja, er durchlebt seinen eigenen herbstlichen Trubel, aber…. Und warum bitte soll immer ich den Geschirrspüler ausräumen, bevor ich zum Kochen beginne?!
So will ich nicht mehr kochen!
Ich besinne mich auf mein Repertoire an Slow Food Gerichten für die schnelle Küche: Schmorgerichte
Gerichte, die genauso zum November gehören wie kuschelig graue Tage. Gerichte, die oft mit erstaunlich wenig Zutaten auskommen und eigentlich immer köstlich schmecken.
Naja, wir glauben alle nicht an Wunder und wissen auch, dass sich Dinge nicht von heute auf morgen ändern. Aber manchmal ist das Leben dann schon sehr gut zu uns. Gestern zum Beispiel. Da hab ich nämlich beschlossen, geschmorte Hühnerkeulen zu machen. Die Hühnerkeulen, waren im Tiefkühler, Karotten, Zeller und Weißwein im Kühlschrank.
Einkaufen war also nicht notwendig = ein bissl mehr konzentrierte Zeit am Schreibtisch.
Und weil ich die geschmorten Hinterkeulen schon am Nachmittag kochen kann, hab ich damit begonnen, als meine Schreibtisch-Konzentration nachgelassen hat und niemand zu Hause war. Während dem Kochen hab ich mir dann ohne schlechtes Gewissen und in aller Ruhe einen Teil von „Dunkelgraue Lieder“, orchestral: in memoriam Ludwig Hirsch angehört (Nachhören auf Ö1 bis 3.12 möglich und sehr zu empfehlen!) und beschlossen, während das Huhn im Rohr ist, einen Spaziergang im Ried zu machen. Was soll ich sagen, gerade wie ich den Deckel auf den Topf geb und die Hühnerkeulen in`s Backrohr schieb, kommt der Liebste auf einen Sprung nach Hause und… geht mir mir spazieren 💕
Nach dem Spazierengehen hol ich die geschmorten Hühnerkeulen aus dem Rohr und setz mich noch ein bissl zum Schreibtisch. Der Liebste fährt ins Büro und bring beim Heimfahren Weißbrot mit. Das Erdäpfelpüree, das ich ursprünglich zu den geschmorten Hühnerkeulen machen wollte, heb ich mir für ein anders Mal auf. Auch wenn´s echt super dazu passen würde, aber die Zeit nütze ich lieber für was anderes.
Das Abendessen war übrigens sehr gemütlich. Das Brot hat super dazu gepasst und das Erdäpfelpüree ist niemandem abgegangen.
Wie schon gesagt, sie bewirken keine Wunder, aber Schmorgerichte brauchen deutlich weniger Zeit als wir denken und tun im Herbst und Winter sooooo gut! Also, gebt Euch einen Ruck, holt Euren Schmortopf aus dem Kastl und tauscht die Suche nach einem schnellen Gericht mit einem einfachen Slow Food.
Ich wünsch Euch alles Gute bei der kochenden Entschleunigung und einen schönen Advent,
Eure Barbara
PS. Wenn Ihr nach unkomplizierten Schmorgerichten sucht, dann kann ich Euch zwei meiner Lieblingsrezepte empfehlen: der Hokkaido mit weißen Bohnen ist momentan unser vegetarischer Liebling und die geschmorten Hühnerkeulen sind bei uns ein all time favourite.